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zU gRuPPEn
siCH sElBST gEnÜgEND
sIcH vERSCHRÄNKEND
fORMEN sIE rINGE
iHR gEGENÜBER iM rING zU eRREICHEN
aUF aLLER gEMEINSAMES iDEAL gEEINIGT
bILDEN sIE gEFESTIGTE kÖRPER
iNS lEERE nOCH gREIFEN hÖHERE fRAGEN
dRUM rEIHEND uND rEIHEND dIE aNTWORTEN vOLLENDS eRREICHT
eRREICHT aUCH dIE aNTWORTEN dIE aLLES üBERSTEIGEN
doch niemals in endlicher Zeit erfragt
Ratnugg Svark
Bei einer ersten Lektüre scheint sich der Eindruck eines hermetischen Gedichtes zu bestätigen - das Gedicht konfrontiert uns mit einem nicht näher spezifizierten Vorgang, der aus sich heraus eine immer höhere Komplexität generiert, dabei gleichzeitig unbeabsichtigt die Sphäre des Transzendentalen tangiert - und das in einer Sprache zwar alltäglicher, aber in einem neuen, geheimnisvollen Kontext stehender Begriffe. Die erste Feststellung ist richtig, doch bei näherem Hinsehen erschließen sich auch die Wörter "Gruppe", "Ring", "Körper" etc. in ihrer durchaus üblichen Bedeutung, und verleihen dem Werk eine neue, parallele Aussageebene.
Der als nicht näher spezifiziert bezeichnete Vorgang ist eine Paraphrase des menschlichen Lebens, das "Sammeln zu Gruppen" steht für das instinktmäßige Bedürfnis des Menschen nach sozialen Kontakten, ein Instinkt, hinter dem der Trieb nach körperlicher Vereinigung steckt, der aber durch kulturelle Überformung erst "verschränkend" "Ringe" formen muß, bevor sich der eigentliche Akt ("gefestigte Körper" eine nüchtern scheinende aber gleichzeitig hochpoetische Metapher) vollzieht. Der Trieb ist jedoch nur Erscheinugsform eines der Prinzipien Darwins, die Erhaltung der Art "reiht" das Individuum ein in die unaufhörliche Abfolge der Generationen. Im letzten Vers ordnet der Autor auch das darwinistische Prinzip einer höheren Bedeutung unter - man mag dieses Kernprinzip im allgemeinen als göttlichen Willen bezeichnen, in seiner Transzendenz ist es für den Menschen weder erfahrbar, noch begreifbar. Und dieser zentrale Begriff des Transzendenten, der schon in dem Titel auftaucht, ist der gemeinsame Schnittpunkt der beiden Bedeutungsebenen, so daß die erste lediglich eine Abstraktion, ein Abbild der zweiten ist.
Aus "Gedichtinterpretationen für die Sekundarstufe II", Reclam Verlag, Stuttgart, Ulm und Biberach
"Blödem Volke unverständlich, treiben wir des Lebens Spiel" - der Galgenbrüder Motto will auch dieser literar'sche Galgenvogel für sein grausames Spiel reklamieren - und wahrlich, nicht nur blöden Volke ist es unverständlich, welchen Quark uns Svark denn da serviert. Hinter dem Pseudonym steckt der bis jetzt noch nicht auffällig gewordene Vetus Schüttarm, der mit dieser Buchstabenansammlung vor größerem Publikum dilletiert.
Ach! Hätte er doch nur einige ärmeliche Reime gerüttelt und geschüttelt, vielleicht wäre eine Vereinszeitung bereichert oder ein Jubilar beglückt worden, aber leider strebte sein Sinn nach süßeren Musen. Lassen wir das Gedicht auf uns würken - halt, brecht ab! unerträglich ist diese gespreizte Schreibe, als hätte der Autor die Feder mit zusammengekniffner Faust geführt, den linken Finger quer in die mittlere Hand gelegt. Bewußt a-lyrisch wählt er befremdliche Metaphern und erziehlt damit doch nur den Pfau-Effekt eines eiteln, g'ruppften Raben. Ist es nun erbärmliche Wortarmut oder manischer Wiederholungszwang - gleich dreimal wird von diesem poesierenden Parvenu etwas "erreicht" und "erreicht" und "erreicht" - es reicht!
Vielleicht kann man das Kritzeln dieses Machwerkes noch als Kavaliersdelikt entschuldigen, seine Veröffentlichung als nicht zu verhinderndes Übel darstellen - die erfolgte Aufnahme in die Schulbücher ist jedoch mindestens ein Vergehen gegen die Menschlichkeit. Und so wünschen wir dem Autor mit den Worten eines wahren Poeten, daß "... his soul from out that shadow that lies floating on the floor shall be lifted - nevermore!"
Aus Arnold Schmitz: "Wenn Proleten zu Poeten ...", Haffmans Verlag, Zürich
HängeMathe Nr. 19
Februar 2002
Oktober 2001